Aus einer mittelalterlichen Hospitalstiftung entstanden, ist das Hôtel-Dieu heute eines der berühmtesten Geschichtsdenkmäler Frankreichs. Seine Architektur im gotischen Flamboyant-Stil, seine polychromen Ziegeldächer und der Weltruf seines Weinguts machen die heute museal genutzten Anlage zu einem Juwel Burgunds.
Ein Palast für die Armen
Als der Kanzler Nicolas Rolin 1443 sein Hospital gründete, ging für Beaune gerade der Hundertjährige Krieg zu Ende, eine schwere Zeit, in der auch die Pest in der Gegend gewütet hatte. Um den Ärmsten und Bedürftigsten zur Hilfe zu kommen, errichtete er nach dem Vorbild anderer Hospitäler in Flandern und Paris dieses Meisterwerk. Die düsteren Schieferdächer der Außenfassade verbergen einen Ehrenhof von erlesener Schönheit, dessen buntglasierte Dächer mit malerischen Dachgauben besetzt sind. Um den Hof herum organisiert sich in durchdachter Weise das Leben dieser wohltätigen Institution. Die Salle des Pauvres (Saal der Armen) empfing die Kranken unter einem hölzernen Tonnengewölbe, das an einen umgekehrten Schiffsbug erinnert. In der Küche warteten mächtige gotische offene Kamine auf die Köche, während in der benachbarten Apotheke die Schwester Apothekerin mit Mörser, Pistil und Fayencegeschirr die notwendigen Medikamente zubereitete.
Eine Stiftung für die Ewigkeit
Nicolas Rolin konnte auf eine profunde Kenntnis des Hospitalwesens seiner Zeit zurückgreifen um aus seine Hôtel-Dieu eine Institution zu formen, die Jahrhunderte überdauerte. Als geschickter Diplomat unterstellte er sie direkt dem Heiligen Vater und stattete sie als pragmatischer Verwalter mit Weinbergen, landwirtschaftlichen Anwesen und Wäldern aus. Dem Kunstmäzen und gläubigen Christen verdanken wir eine perfekte Architektur und kostbare Kunstschätze von unvergleichlicher Schönheit wie den Weltgerichtsaltar von Roger van der Weyden, einem der großen Meister der flämischen Malerei. In Werk und Glaubenstat schuf Nicolas Rolin sein Hôtel-Dieu für die Ewigkeit.
Das Hospital als Weingut
1457 stiftete Guillemette Levernier dem Hôtel-Dieu die ersten Weinberge und eröffnete eine Tradition, die 500 Jahre lang andauern sollte. Heute verfügt das angeschlossene Weingut über 60 ha Rebflächen, von denen 50 ha mit Pinot Noir bestückt sind, der Rest mit Chardonnay. Eine ausgesuchte Gruppe von 22 Winzern kümmert sich um dieses außergewöhnliche Weingut, dessen Rebfläche zu 85% aus Premiers Crus und Grands Crus besteht, die jedes Jahr am dritten Sonntag des Monats versteigert werden. Diese Weinauktion wird heute von Christie’s geleitet und ist die berühmteste Benefiz-Weinversteigerung der Welt. Der Erlös der Weinversteigerung dient der Renovierung der historischen Gebäude und der Ausstattung des modernen Krankenhauses.